Wir müssen reden: Die ‚miss‘ wird eingestellt
Die österreichische Lifestyle-Szene erlebt den nächsten Exodus: Das miss Magazin wird nach Jahren eingestellt. Was man thematisch getrost mit einer heimischen Teen Vogue vergleichen konnte, hat also einen ähnliches Schicksal, wie die DIVA genommen.
Wurde erst die WIENERIN durch einen anderen Verlag übernommen, ist es augenscheinlich, dass den Oberen in der Styria nicht viel an progressiveren Frauenthemen liegt.
Bleibt nur noch der WIENER, der wohl eher die Zielgruppe für Chefitäten hat, heutzutage layouttechnisch aber leider eine Zumutung geworden ist und damit – zumindest für mich – keinen Appeal mehr hat.
Doch zurück zum Thema.
Unverständlich ist es bei der miss, die sich in den letzten Jahren mit aktuellen Themen ihrer Zielgruppe gut positionieren konnte. Wenn sie sich allerdings so schlecht verkaufte, dass man sie nach einem Fehlstart mit dem „Parallel-Produkt“ bliss, gleich ganz einstellt – was bedeutet das? Verzichtet man (die Gen Z?) komplett auf bezahlte Informationen? Werden Magazine in Zukunft á la Vinyls im Mini-Maßstab „gehandelt“?
Immerhin gibt es noch Neuzugänge (und nein, das soll jetzt keine Eigenwerbung für unser EntreNous Magazin sein) wie das FACES, das sich aus der Schweiz über die Alpen wagte.
Wäre es nicht mal an der Zeit sich mit Leser:innen hinzusetzen und darüber zu unterhalten, was a) gewünscht ist und was b) auch gekauft wird?
(Kommentare bitte gerne ganz altmodisch unterhalb des Artikels.)
Apropos kaufen! Dass man sich als Magazinmacherin mit Schulterklopfer:innen abgeben muss, die sicher nicht das Magazin gekauft haben, weil sie kein Feedback über einen Artikel geben können, ist mir schon untergekommen. Auch das Durchblättern und wieder Hinlegen hat wenig mit Wertschätzung journalistischer Arbeit zu tun.
Aber woher kommt diese Mentalität für ein geistiges Produkt nichts ausgeben zu wollen? Vielleicht dadurch, dass man hierzulande in den letzten Jahren mit Gratis-Magazinen (durch Überproduktionen?) zugeschissen und damit zu faul für den Kauf wurde?
Wie kann es sein, dass beispielsweise eine Land wie Tschechien sämtliche internationale Titel, in eigenen Länder-Ausgaben (Vogue, Esquire, Harper’s Bazaar, Marie Claire) in den Regalen hat? Ein Land, dessen Bevölkerungszahl nur ein wenig größer als Österreich ist. Es kann also nicht immer nur an der Größe des Landes liegen. Es ist vor allem eine Mentalitätsfrage.
Dass Medienunternehmen ihre Informationen auf (nicht-eigenen) Plattformen häppchenweise dazwischen einwerfen müssen, um Reichweite zu generieren und damit „relevant“ zu bleiben, ist eine Perversion.
Aber: Was nichts kostet, ist im Endeffekt dann auch nichts wert.
So funktioniert das aber nicht. Wir können uns nicht immer auf den Staat verlassen, der die Medienfreiheit „selbstverständlich“ und „einfach so“ durch Förderungen bewerkstelligen und dadurch Informationen bereitstellen soll. Diese Hybris wird sich rächen und sie ist im öffentlich rechtlichen Bereich bereits massiv am bröckeln.
Im Endeffekt liegt es bei jedem der Leser:innen, die keine diversifizierte Medienlandschaft und Journalismus in jedweder Art mehr vorfinden werden, wenn sie nicht aktiv nach Qualität greifen.
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Ich frage mich auch ob Sprache damit zu tun hat?!
Vielleicht gibt es daher in Ländern wie zb Tschechien die internationalen Titeln in eigenen Landesausgabe, da eine gewisse Sprachbarriere herrscht? Nicht alle beherrschen Englisch (oder andere Sprachen) auf einem Level, das erlaubt internationale Titel auf einer Fremdsprache zu lesen. Daher macht es vielleicht Sinn, dann Titel in der eigenen Sprache zu publizieren.
Österreichische Leserschaft kann sich ja ganz einfach an anderen deutschsprachigen internationalen Titeln bedienen ohne auf eine Sprachbarriere zu treffen.
Jedenfalls schade, dass ein weiterer Titel eingestellt wird.
Hi Catharina!
Danke für deinen Kommentar. Die Tschech:innen haben eine andere Lifestyle- und Modeszene, die auch bei der VOGUE Czechoslovakia abgebildet ist. In Prag findet eine Mercedes Benz Fashion Week statt, da auch das Interesse an Mode wesentlich höher ist und der Konsum lokaler Modemarken ein ganz anderer ist.
Dem Argument, dass es Englisch eine Sprachbarriere ist, kann ich nicht zustimmen, da die Englischkenntnisse v.a. junger Tschech:innen bei einer höheren Einkommensschicht sehr gut sind. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.
Die Sache mit dem Konsumieren deutscher Magazine von Österreicher:innen ist absolut richtig. Da killt die „gleiche“ Sprache auch gleich die heimischen Magazine mit.