Die Unkategorisierbare: Shirin David in Wien
Shirin David als Phänomen zu beschreiben, liegt nahe, greift aber zu kurz. Woran man dies erkennt? Daran dass man sich an einem Sonntagabend in eine ausverkaufte Wiener Stadthalle begibt, um dieses Phänomen der deutschen Popbranche zum allerersten Mal in Österreich zu sehen.
Normalerweise zäumen Stars das Pferd andersrum auf: Erst wird durch die Clubs getingelt, dann kommt ein Album, dann der Erfolg, dann größere Venues etc. pp. Doch bei „Babsi“ ist halt alles anders. Dafür ist es perfekt. Dass Shirin David 2 Jahre nach ihrem Album „Bitches brauchen Rap“ überhaupt erstmals eine Show konzipierte und damit auf eine (sehr kurze) Tour ging, demonstriert die Spielregeln des Social Media Zeitalters.
„Durchmischt“ ist es, womit man das Wiener Publikum am ehesten beschreiben könnte. Statt einer Hip Hop Crowd, die mit coolem Kopfnicken beschäftigt ist, wurde in deutlich höheren Stimmlagen (was auf den weiblichen Anteil zurück schließen lässt) zu Spotify-Krachern wie „90-60-111“, „Be a Hoe, Break a Hoe“, „Bramfeld Storys“ oder „Ich darf das“ kräftig mitgesungen. Zum Teil ohrenbetäubend.
Mit einer only female Band und zwei Supporting Acts (darunter die gerade neue und erste Artist von Davids Label, Josie) war der Abend mehr als weiblich dominiert.
Bühne, Show – Shirin David halt
Ohne Erwartungen hingegangen und mit sehr vielen Erwartungen für ein nächstes Konzert mehr als eine Stunde später wieder nach hause. Die Hamburgerin, die einst klassischen Gesang und Ballett in der Kindheit übte, cruiste mit weißem Jetski zu „Hoes Up, G’s Down“ über die Bühne mit Laufsteg (um an das legendäre Video anzuknüpfen) oder rockte im Britney-Spears-2000-Look mit Glitzer-BH und Jeans mit Glitzer-Arschgeweih … die nostalgischen Referenzen sitzen eben.
Hautenger schwarzer Latex-Catsuit, gigantische, sich teilende LED-Wänden, Schwebe-Sessel mit superkitschigem Sonnenuntergang-Visual zu „Fliegst du mit?“, Harfenspielerin, Feuer-Spucker – alles, was nach großer, internationaler Produktion schreit.
Die österreichische Mainstream-Presse war übrigens versammelt nicht angetreten. Kein Pieps fand sich am nächsten Tag, obwohl sich ein Montagmorgen dafür anbieten würde. „Wer ist Shirin David?“, wurde ich noch ein paar Tage zuvor von einer Kollegin gefragt. Das hat sich dann wohl erledigt …
Der nächste Streich folgt zugleich: Shirin David & Helene Fischer
Bekannt für ihr stakkatoartiges Marketing, arbeitete Shirin David zum 10jährigen „Atemlos“-Jubiläum mit Helene Fischer an einer neuen Version des Schlager-Hits: Helene singt, Shirin rappt. Dass die Verschränkung zwischen Schlager und Hip Hop gut funktioniert, hat dieses Jahr bereits Apache 207 und Udo Lindenberg mit „Komet“ bewiesen. Der Song schrieb deutsche Chartgeschichte und brach den Rekord für längste Nr. 1 Single mit 18 Wochen.
Eine Vorlage für die „beiden Blondies“, wie Shirin David in ihrer IG Story mitteilte. Das Reel zur Ankündigung hatte binnen einer Stunde über 1 Million Views. Man darf Rückschlüsse auf den Erfolg der Kollaboration bereits ziehen.
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