Roberto Capucci’s moda proibita: Eine Legende ohne Kompromisse
Dieses Zitat, mit dem die Website von Capucci’s Foundation eröffnet wird reicht, um die Komplexität eines Künstlers zu erklären, der das 20. Jahrhundert geprägt hat und trotzdem heute eher nur kunst- und modeaffinen Menschen bekannt ist.
„Der beste Schöpfer der italienischen Mode, ein Wunderkind“, meinte Christian Dior über Roberto Capucci, als die internationale Presse 1956 die Kollektion des damals 26-jährigen im Florenzer Palazzo Pitti bejubelte.
Roberto Capucci: Ein Kämpfer gegen Vulgarität
Als Sohn eines Arztes, studierte er an der Kunstschule und an der Akademie der Schönen Künste in Rom, wo er Student von Mazzacurati, Avenali und De Libero war. Zur Mode kam er eher zufällig, wäre er doch lieber Bühnenbildner, Kostümbildner, vielleicht auch Architekt geworden. Von Anfang an ein Außenseiter, fürchtet er sich „vor der Ansteckung durch die Vulgarität, vor dem schlechten Geschmack, vor der Hässlichkeit.“
Roberto Capucci lebt daher stets zurückgezogen, sucht nach Reizen, die weit vom – für ihn zu kommerziellen – Universum der Mode weit entfernt sind.
Er findet sie auf einer fernen Reise, beobachtet den Flug eines Vogels auf einer afrikanischen Safari, aber auch einfach beim Schälen einer Orange, indem er die elegante Volute der Schale kopiert. Er lässt sich von der Betrachtung eines Gemäldes, einer Statue, einer Rüstung inspirieren, indem er sie einfach beobachtet.
Um eine Kollektion vorzubereiten, fertigt er bis zu 1200 Kleiderentwürfe an, zunächst in Schwarz-Weiß, um nicht von Farben beeinflusst zu werden, und wählt sie anschließend erst aus.
Jedes seiner Kleider kann bis zu 4 Monate Arbeit und 180 Meter Stoff in Anspruch nehmen. Und wi man es sich bereits vorstellen kann, werden immer nur die besten und exklusivsten Stoffen gewählt.
Er verfolgt seinen visionären Traum von der Schönheit der Skulptur – Kleider mit Voluten, Wappen, Rippen, die die Üppigkeit und gleichzeitig Strenge und Hierarchie von Renaissance-Kostümen, fantastischen Architekturen oder spektakulären Allegorien haben.
Le Cappuccine
Die Frauen des römischen Adels liebten ihn bedingungslos, Hollywood-Diven wetteiferten darum, ein Kleid in seinem Atelier anfertigen zu lassen, Museen wie das Victoria & Albert in London oder das Kunsthistorische in Wien luden ihn zu Ausstellungen ein.
1991 wurde Roberto Capucci sogar zum Ehrenmitglied des Wiener Künstlerhauses ernannt.
Neun Röcke als Allegorie
Eines von Roberto Capuccis berühmtesten Kleidern, Nove Gonne (Neun Röcke), entstand aus seiner Studie über die konzentrischen Kreise, die sich auf der glatten Wasseroberfläche ausbreiten, wenn sie von einem äußeren Körper zertrümmert wird – in den späten 1950er Jahren verliebten sich die Amerikaner unsterblich in dieses Kleid, als sie es in der Cadillac-Werbung sahen.
Das Oceano-Skulpturenkleid
Das im italienischen Pavillon auf der Expo 1992 in Lissabon ausgestellt wurde, zeigt zwischen seinen Falten 172 Blautöne.
Der Goldene Engel
Als Vorreiter der extremen Plissierung wurde er zu einer der Hauptvertreter des 20. Jahrhunderts: Unter den Skulpturenkleidern ist der Goldene Engel von 1987, der heute als Leihgabe in der New Yorker Met zu sehen ist. Wie auf den Fotos zu sehen, ist es ein Triumph der Lamé-, Seiden- und Taftfalten, die sich hier unbändig aneinanderreihen.
Warum Roberto Capucci das Rampenlicht verließ
Doch auch wenn seine Kreationen atemberaubend sind und als Meisterwerke in die Geschichte eingehen werden (nicht nur in die der Mode, sondern auch jener der Kunst und des Designs), so ist das, was mich beeindruckt hat, die Authentizität, die aus Roberto Capuccis Worten und seiner Haltung spricht: ein Mann, der über den Tellerrand hinausschaut, ein außergewöhnlicher Designer, aber vor allem ein Mann ohne Kompromisse.
Und gerade in dieser Zeit, in der die Modeindustrie vor neuen Herausforderungen steht, wird die Modewelt von ihm heraus- und aufgefordert sich selbst in Frage zu stellen. Vor allem angesichts der harschen Kritik von Roberto Capucci, der sagte, dass die Mode von heute nicht mehr Kreation, sondern Zerstörung ist
„Man zerstört, um neu zu kaufen“
Roberto Capucci
Und seine Entscheidung, die Modekammer 1980 genau zu dem Zeitpunkt zu verlassen, als sich die italienische Mode anschickte, ein bedeutende Größe und Marke zu werden, ist bemerkenswert. Ebenso wie seine, gegen den Trend gerichtete, Entscheidung sich nicht an zwei Kollektionen pro Jahr zu halten, sondern nur eine zu kreieren – solange sie nach seinen Maßstäben bemerkenswert genug war.
„Kreativität hat keine Zeitschaltuhr, die nach sechs Monate abläuft“, sagte er in mehr als einem Interview. Seine Abneigung gegen die entpersönlichende Auferlegung von Trends durch den Markt hörten nie auf.
Er blieb seinem Ideal treu, leben seine Kollektionen doch stets außerhalb der Vergänglichkeit.
Fotos: Fondazione Roberto Capucci
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