Wissen der Gene: Permedio’s Medikamenten-Check entschlüsselt unsere DNA

In der Medizin findet eine Revolution statt – das Schlagwort der Stunde lautet Epigenetik. Dabei geht es darum, Gene zu analysieren, um individuelle Faktoren wie die Verträglichkeit von Medikamenten oder Ernährungsweisen individuell anzupassen. Seit 2015 hilft das österreichische Unternehmen Permedio Menschen dabei, ihren Körper besser kennenzulernen.

Seit der Pandemie ist meine Hemmschwelle beim Anblick von Testkits gesunken, bemerke ich, als ich meines für die DNA-Probe aus dem Karton von Permedio auspacke. Und es ist mir auch nicht unbekannt, was folgt: Ich spucke in ein Röhrchen, stecke die kleine Ampulle in einen Plastikbeutel und schicke sie auf ihren Weg. Mein Ziel: Mehr über meinen Körper zu wissen.

Drei Wochen später bekomme ich die Benachrichtigung, dass die Testergebnisse da sind. Das Ergebnis meines Medikamentenabgleichs, der zu meinem Gen-Profil erstellt wurde zeigt, dass alles im grünen Bereich ist. Puh! Doch dann sieht das Medikamenten-Cockpit rot, denn die Wechselwirkung eines Medikaments mit Ibuprofen ist alles andere als optimal. Ibuprofen ist jener Wirkstoff, der Hauptbestandteil vieler Schmerzmittel ist und sich in fast jeder Hausapotheke findet.

In Kombination mit meinem Medikament löst es jedoch gastrointestinale Blutungen (Magen-Darm-Blutungen, Anm.) aus. Wie sich später im Gespräch mit Permedio-Gründer DDr. Stefan Wöhrer herausstellt, würde dies aber erst kritisch werden, wenn ich Ibuprofen in hohen Dosierungen dauerhaft einnehme. Die Auswirkungen davon könnten dann jedoch gravierend sein. Und: Es sind Wechselwirkungen auf die mich weder Ärzt:innen noch Apotheker:innen oder der Beipackzettel hingewiesen haben.

Wenn Medikamente kränker machen

Dass sich Medikamente miteinander „nicht vertragen” kommt nicht selten vor. Das Potenzial für die Prävention von daraus resultierenden Todesfällen ist dementsprechend groß. Sehr groß sogar. In der westlichen Welt stehen Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten an vierter Stufe der Todesursachen, wie Studien von Krankheitsgeschichten Verstorbener ergaben.

Einen großen Anteil könnte man vermeiden, indem das vorliegende DNA-Profil per Mausklick mit dem verschriebenen Medikament abgeglichen wird, wie eine internationale Forschungsgruppe unter Mitwirkung der MedUni Wien 2023 veröffentlichte. Dies könnte gleich 30 % der schwerwiegenden Nebenwirkungen ausschließen.

Wie so oft gibt sich die Alpenrepublik aber innovationsresistent. Sind die pharmakogenetische Tests in den USA und Kanada weit verbreitet, kennen sie hier wenige. Das betrifft nicht nur Fachfremde, sondern auch Mediziner:innen.

Die Aufklärungsarbeit stecke noch in den Kinderschuhen wie DDr. Stefan Wöhrer zu berichten weiß. 5 Jahre arbeitete der Internist und Onkologe im kanadischen Vancouver, wo pharmakogenetische Tests im medizinischen Alltag nichts Außergewöhnliches sind. Nach seiner Rückkehr versuchte DDr. Wöhrer diese Möglichkeit auch seinen Patient:innen hier zu bieten. Da ein solcher Service in Österreich nicht zu finden war, baute er diesen in Form von Permedio kurzerhand selbst mit Hilfe von Investoren auf.

Doch es gibt noch viel mehr, als „nur” die Auskunft über die Verträglichkeit mit Medikamenten. In der Datenbank, die jeder getesteten Person (und Mediziner:in) zur Verfügung gestellt wird, geht es nicht nur um die individuelle Verträglichkeit von Wirkstoffen, sie gleicht (wie eingangs erwähnt) auch die Wechselwirkungen von den am Markt angebotenen Medikamenten und Generika ab, die in ihren Inhaltsstoffen variieren. Da wären Faktoren wie z.B. Laktose, die in manchen Arzneien verarbeitet wird und Allergiker:innen Beschwerden bereiten bzw. die Wirkungen von Medikamenten schwächen.

Permedio: Warum DNA-Tests wichtig für Medikamentenverschreibungen sind

„Meine Wunschvorstellung ist, dass unsere Tests Werk-zeuge für medizinische Expert:innen sind, die sie für ihre Patient:innen anwenden. Doch wir haben festgestellt, dass viele Ärzt:innen in Österreich gegenüber Neuerungen konservativ eingestellt sind. Deswegen richten wir unser Angebot auch an Menschen, die mehr über sich und ihre Gesundheit erfahren möchten“, erklärt DDr. Stefan Wöhrer und betont, dass nur Testungen angeboten werden, die durch Langzeitstudien valide sind.

Im Labor kann man dann eine große Bandbreite an verschiedenen Bereichen testen, die von polygenetischen Risikofaktoren (Prostatakrebs, Brustkrebs, etc.) über Magen-Darm-Gesundheit bis hin zu Sport-Gewohnheiten oder Depressionen reichen.

  • Genetische Prädispositionen haben in vielen Facetten Einfluss auf unsere Gesundheit. Da wäre neben den Krankheitsrisiken auch unsere Körperform und der genetische Einfluss auf unser Gewicht.

„Für Menschen, die ihr ganzes Leben lang versucht haben abzunehmen, kann es eine Erleichterung sein, wenn beim Test herauskommt, dass sie es aufgrund genetischer Bedingungen schwerer haben Gewicht zu verlieren oder zuzunehmen. Manchmal kommt es auch vor, dass eine bestimmte Ernährungsweise einen gegenteiligen Effekt für den/die Betroffene:n hat, obwohl sie nach objektiven Kriterien gesund ist”, so DDr. Stefan Wöhrer.

So individuell wie ein Fingerabdruck

„Bei Permedio haben wir uns darauf spezialisiert, diese Informationen zu entschlüsseln und Menschen wertvolle Einblicke in ihre individuelle genetische Disposition zu geben, damit sie ihre Lebensweise und ihr Wohlbefinden selbst in die Hand nehmen“, fasst es DDr. Wöhrer zusammen.

Dazu gibt es gute Nachrichten: Heuer konnten mit der Wiener Städtischen und der Donau zwei Versicherungen als Partner gewonnen werden, die für ihre Zusatzversicherten die Kosten bezahlen. Mit zwei Krankenkassen (ÖGK und SVS) ist Permedio in Verhandlungen.

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