N°11 Hairsalon: Interview mit den Gründerinnen

Mit dem N°11 Hairsalon in der Wiener Innenstadt hat Sonja Thoma in Wien in puncto Private Hairdressing eine neue Dimension geschaffen. Tochter Lisa Sophie Thoma, die stets eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Marke spielte, wird bald das Steuer übernehmen.

Es ist ein Mutter-Tochter-Duo, wie man es nur selten trifft: Lisa und Sonja Thoma haben den Private Hairsalon N°11 in unmittelbarer Nähe zum Stephansplatz gegründet und sind mittlerweile ein Fixstern unter den exklusiven Friseursalons Wiens geworden. Sonja Thoma, die an vielen TV- und Filmproduktionen mitwirkte, machte sich auf Anraten von Tochter Lisa mit 50 selbstständig. Seitdem ist kein Stein auf dem anderen geblieben.

Lisa Thoma, die ihre erfolgreiche, digitale Kommunikationsagentur „The Creators” leitet, hat den strategischen Part des Salons über und entwickelt ihn stets weiter. In Zukunft wird sie ihn übernehmen.

Der Private Hairsalon in der Rotenturmstraße gehört zu den exklusivsten Wiens. Hier kann man sich in verschiedenen Räumen zurück ziehen. Ohne Blicke von der Straße, denn der Salon liegt im 3. Stock.

Sonja, einmal von Anfang an! Wie hat deine Karriere gestartet?

SONJA: Ich wollte schon ich immer Friseurin werden und Leute schön machen. Meinen Anfang habe ich in einem kleinen Salon in Osttirol gemacht, da komme ich auch her. Das Glück war, dass mein Chef Pepi Aichner nur ein paar Jahre älter war als ich. Wir zwei haben den Laden geschupft und waren ein Team. Es war einfach wunderbar. Oft sind wir nach der Arbeit am Abend zusammen gesessen und haben Schnitte und Ideen kreiert. Dann ging es weiter – ich bin nach Kärnten zu einem sehr guten Friseur gegangen und habe viele Shootings und Shows gemacht. Das waren die ersten Steps.

Aber dann hat sich alles ganz anders ergeben …

SONJA: Allerdings. Ich wollte eigentlich auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten, es war schon fix, habe aber dann meinen Mann beim Skifahren kennengelernt, bin nach zu ihm nach Wien gezogen und habe hier zu arbeiten angefangen. Daneben habe ich beim Theater an der Wien und beim ORF gearbeitet und an „James Bond”-Produktionen mit-gewirkt. Neben meinen kreativen Projekten war ich auch immer Vollzeit tätig – bis auf die Zeit, als Lisa zur Welt kam. Diese kreativen Projekte neben dem Salon waren mir wichtig. Ich habe neue Erfahrungen gesammelt und mich kreativ ausgelebt.

Wie bist du schließlich zu deinem Job als Hairstylist bei einer der ersten Staffeln von Germany’s Next Topmodel gekommen?

SONJA: Ich habe in einer Instyle gelesen, dass sie Hairstylist:innen suchen. Damals war ich 38 und bin mir ein bisschen zu alt dafür vorgekommen, aber trotzdem hingefahren. Beim Casting in Graz war ich dann bei Weitem die älteste Teilnehmerin. Mein Mann hat aber gesagt, ich soll das durchziehen. Siehe da, nach der ersten Runde wurde ich zum zweiten Termin nach Köln eingeladen. Da habe ich auch das erste Mal Heidi Klum kennen gelernt, mit der ich in dieser Zeit viel zusammen gearbeitet habe.

Und wie ging es weiter?

SONJA: Ich wurde schließlich als Lead für die Hairstylist:innen ausgesucht, weil ich die meiste Erfahrung hatte. Dafür musste ich mehrmals im Monat für Schulungen am Wochenende nach Deutschland reisen. Am Montag war ich dann wieder im Salon. Der Dauerstress wurde mir irgendwann zu viel. Ich war körperlich und geistig überfordert und habe es beendet.

Friseurmeisterin hinter dem neues N°11 Hairsalon, Sophie Thoma.
„Ich wollte schon ich immer Friseurin werden und Leute schön machen“, erzählt Sonja Thoma über ihren Karrierewunsch. Tochter Lisa Sophie bewegte sie schließlich dazu, ihren eigenen Salon zu eröffnen. Im zweiten Anlauf wurde dann der N°11 Hairsalon gegründet.

Wie ging es weiter – und wie ist Lisa ein so elementarer Teil deiner Karriere geworden?

SONJA: Lisa hatte die Idee, dass ich mich selbstständig mache, hat mit mir den ersten Salon vor dem N°11 Hairsalon gegründet und mich bereits während ihres Studiums unterstützt. Sie hat mich immer bestärkt, wenn ich Zweifel hatte, und hat strategisch den N°11 Hairsalon mit aufgebaut.

„Wir sind auf jeden Fall keine Friseur:innen, die sich selbst verwirklichen wollen, sondern hören zu und beraten.“

Sonja Thoma, Gründerin von N°11 Hairsalon

Was bedeutet Private Hairdressing für dich?

SONJA: Es ist bei uns wie in eine Wohnung zu kommen und dabei nicht in einem Schaufenster zu sitzen, sondern Ruhe zu haben. Früher war das anders, da wollten Menschen gesehen werden. Heute ziehen sie sich bei uns zurück. Das ist schon ein Effekt, wenn man hier in den 3. Stock heraufkommt – aus dem Lärm der Innenstadt – und in die Ruhe eintaucht. Wir haben unseren Service rund um diese Experience entwickelt. Von Augenpads über Fußmassagegeräte, eine Candy-Bar sowie frisches Gebäck gibt es bei uns einiges. Damit haben wir in Wien eine Marktlücke entdeckt.

Welche Personen kommen zu euch in den Salon?

SONJA: Es sind jetzt nicht nur bekannte Persönlichkeiten oder Politiker:innen, sondern vor allem Menschen, die sich etwas gönnen wollen

no 11 hairsalon wien in der rotenturmstraße

Was ist denn „die Spezialität des Hauses”?

SONJA: Jeder Hairstylist hat eine andere. Auf jeden Fall aber Balayage und Colorationen. Wir sind auf jeden Fall keine Friseur:innen, die sich selbst verwirklichen wollen, sondern hören zu und beraten. Das ist das Um und Auf. Die Kund:innen sollen sich gut aufgehoben fühlen und aussprechen können, was sie wollen. Das mache ich in der Conhairsation. Die dauert eine halbe Stunde. Dabei wird festgestellt, welchen Stil die Kund:innen be-vorzugen. Zum Beispiel bekommen sie Magazine, wo sie markieren, was gefällt und was nicht. Daran kann ich schon ablesen, welcher Stil bevorzugt wird und kann mich daran orientieren.

Ratet ihr von Trends ab, die nicht zum Typ passen?

SONJA: Ja. Mit Instagram & Co haben wir es aber sehr schwer, denn was man in den Sozialen Medien sieht, ist auch oft nicht echt. Da müssen wir dann nicht nur aufklären, ob es möglich ist, sondern auch, welcher Aufwand dahinter steckt. Beispielsweise geht es beim Färben oft darum, dass man mehrere Sitzungen braucht, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.

LISA: Oft ist etwas gar nicht machbar und wir erklären das hier im N°11 Hairsalon auch unseren Kund:innen.

N°11 Hairsalon, Sonja Thoma und lisa Sophie Thoma

Jetzt zu euch beiden: Wie funktioniert ihr als Team?

SONJA: Wir funktionieren gut zusammen [lacht.]

Lisa, du hast Sonja dazu gepusht N°11 aufzumachen?

LISA: Nicht nur das, sondern auch, dass sie sich selbstständig macht. Ich habe im letzten Salon, wo Sonja angestellt war, im Pausenraum gesehen, welche Umsätze die Angestellten bringen und mir gedacht: Wie wenig verdienen sie davon? Außerdem durfte Sonja verschiedene Dinge nicht selbst entscheiden, obwohl sie gewusst hat, dass das die Experience der Kund:innen aufwertet.

SONJA: Ich war 50. Seit damals rate ich, es einfach auszuprobieren, wenn man es möchte!

Für jeden ist Zeit heute ein Luxus geworden. Bei uns soll man sie genießen.

Lisa sophie thoma, gründerin von N°11 Hairsalon

Wie würdest du deine Rolle für die Zukunft beschreiben?

LISA: Meine Rolle bezeichne ich eigentlich als Happyness-Managerin vom N°11 Hairsalon, denn ich möchte herausfinden, was die Mitarbeiter:innen brauchen, um die optimale Arbeitsumgebung zu haben. So haben wir die 4-Tage-Woche ausprobiert, aber es war ihnen zu anstrengend und dann sind wir davon wieder abgekommen. So sind wir ständig im Austausch.

Was habt ihr euch für die Zukunft vorgenommen?

SONJA: Ich bin jetzt das zweite Jahr in Pension und nehme mich mehr zurück, arbeite aber weiterhin mit.

LISA: Bei uns bekommt man ein Service, das man woanders nicht bekommt. Stammkund:innen haben beispielsweise ihre eigene Bürste, die mit ihrem Namen versehen, bei uns aufgehoben wird. Snacks und Getränke, die jemand haben möchte, besorgen wir vorher. Das sind diese kleinen Details, die das gewisse Etwas ausmachen. Das möchten wir in Zukunft weiter perfektionieren. Es ist nämlich wie wenn man Wein kauft. Man schmeckt ihn, aber es geht um die Flasche, das Etikett, etc.

N°11 Hairsalon
Sonja Thoma und Lisa Sophie Thoma sind die Gründerinnen des No 11 Hairsalons in Wien.

Das klingt nach sehr viel Aufwand für den Service!

SONJA: Es geht um, das Gesamte, das man genießt. Wenn man beispielsweise 30 Minuten wartet, bis ein Produkt einwirkt, dann macht es einen Unterschied, ob man währenddessen eine Handmassage bekommt und ein frisches Nougat-Croissant oder einfach ignoriert wird … Für jeden ist Zeit heute ein Luxus geworden. Bei uns soll man sie genießen.

Dafür habt ihr auch diese schöne Altbauwohnung umfunktioniert …

SONJA: Das ist eben der Unterschied, denn man soll sich ja fühlen, als käme man zu jemandem nach hause, wo man willkommen ist. Wir sitzen hier im Friends-Room. Hier können Freund:innen gemein-sam Zeit verbringen. Daneben gibt es einen privateren Raum, wo man zum Beispiel mit Kinderwagen kommen kann oder schnell auch etwas arbeiten, während ein Produkt einwirkt. Im Hauptraum können all jene Platz nehmen, die lieber mehr im Geschehen eingebunden sein wollen.

„Das Rundherum, das Lisa hier geschaffen hat, ist genauso wichtig, wie Haare schneiden.“

Sonja Thoma – Gründerin des N°11 Hairsalon

Wie sieht es denn mit dem Friseur-Nachwuchs aus?

SONJA: Es gibt leider wenige Leute, die den Beruf erlernen wollen. Das geht vielen Salons so, weil von Anfang an das Image des Handwerks in die falsche Richtung gegangen ist. Es hat immer geheißen, dass Friseur:innen kein Geld verdienen. Man kann aber gut verdienen, wenn man sich anstrengt und fleißig ist.

Es kommen bestimmt viele zu euch, die mit ihren Haaren unzufrieden sind. Wie begegnet ihr diesem Problem?

SONJA: Ich höre einfach einmal zu. Es gibt ja manche Friseur:innen, die in die Haare greifen und Kommentare abgeben, die nur die Mängel nennen. Das machen wir hier nicht. Wie oft werden die Haare gewaschen? Gibt es hormonellen Haarausfall? Das sind die relevanten Fragen und das praktizieren wir auch so im N°11 Hairsalon.

LISA: Es ist auch leider genauso wie beim Rest des Körpers, dass Social Media unechte Perfektion vermittelt. Der Vergleich macht dann unglücklich.

Ist der Beruf nicht doch sehr anstrengend, weil so viel Hoffnung auf unmittelbare Veränderung in einen gesetzt wird?

SONJA: Ja, es ist sowieso das Geschäft mit der Eitelkeit und auch der Unsicherheit. Aber das machen wir hier nicht – auch wenn wir dabei Umsatz verlieren. Wir beraten und holen das Beste für Kund:innen raus, aber wenn etwas nicht möglich ist, dann sagen wir das.

Hohe Decken und das Feeling einer Altbauwohnung, Stuck an den Decken und Kristallluster tragen zum exklusiven Feeling bei.

Ihr habt eure eigene Haircare Line für N°11 Hairsalon namens peggetz. Wie entwickelt ihr die Produkte dafür?

LISA: Die entwickeln wir mit unseren Mitarbeiter:innen. Eines unserer Key-Products ist beispielsweise ein Shampoo, das sowohl tiefenreinigend, als auch haarwachstumsfördernd ist. Aggressives Marketing machen wir mit den Produkten aber nicht. Sie sind für unseren Salon wichtig, um die besten Haircare-Produkte zu haben. Dabei fließt das Know-how von allen des N°11 Hairsalon ein.

Lisa, du übernimmst sukzessive den Salon. Was möchtest du anders machen?

LISA: Da wird sich nicht viel ändern. Die Strategie und die Salon-Experience zu verbessern, ist meine Expertise und mein Feld.

SONJA: Das Rundherum, das Lisa hier geschaffen hat, ist genauso wichtig, wie Haare schneiden. Diesen Vorteil haben viele andere Salons nicht. Derzeit bin ich zwei bis drei Tage die Woche immer noch im Salon – ich liebe es einfach.

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