Hisu Park: Ein österreichisches Modetalent stellt sich vor

Nach ihrem Studium an der Antwerp’s Royal Academy of Fine Arts gehört Hisu Park zur neuen Mode-Generation Österreichs. Fein nuancierte Kollektionen und deren Inszenierungen sind ihre Signatur. Ihre neueste – mit dem Titel »It’s me« – dreht sich rund um OCD, Ängste und persönliches Wachstum.


Was ist der erste Gedanke, wenn du an Mode denkst?

Mode kann ein toller Weg sein, eine gewisse Stimmung zu kommunizieren und sich auszudrücken. Sie kann helfen, stärker zu erscheinen, als man sich fühlt.

Was hat dich inspiriert diesen Weg einzuschlagen?

Ich habe schon immer sehr viel gezeichnet. Vor allem als Teenagerin waren das oft zehn Stunden am Tag. Es war für mich wichtig, einen Weg zu finden, um meine Gefühle darzustellen. Zuerst wollte ich Malerei studieren, doch schließlich bin ich im Modedesign-Studium gelandet.

„Mode kann helfen sich auszudrücken.
Sie kann helfen, stärker zu erscheinen,
als man sich fühlt.“

Hisu Park, modedesignerin
Spring/Summer Kollektion 2025, Foto: Tim Cavadin

Du hast an der renommierten Antwerp’s Royal Academy of Fine Arts studiert. Was sind deine prägendsten Erinnerungen an deine Studienzeit?

Meine Freund:innen und die Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Wir sind alle mit einem unglaublichen Ehrgeiz in dieses Studium gegangen und hatten große Träume. Untereinander gab es keine Konkurrenz, sondern viel Unterstützung. Es war ganz normal, Ideen auszutauschen und einander zu helfen, wo es geht. Sehr oft haben wir die ganze Nacht gemeinsam arbeitend im Atelier verbracht, um in der Früh wieder in die Uni zu gehen. Die Motivation aller war sehr inspirierend und ich habe gelernt, mit Ausdauer an einer Sache zu arbeiten. Das Studium und auch die Behandlung durch die Lehrenden waren aber oft nicht einfach, da waren die Freundschaften umso wichtiger.

Spring/Summer Kollektion 2025, Foto: Tim Cavadin

Was inspiriert dich und wie würdest du den Stil deines Labels beschreiben?

Meine Emotionen, meine Familie, mein Freund, Essen, Farben und meine Katze Nonoka. Sie taucht in verschiedenen Formen immer wieder in meinen Kollektionen auf. Es fällt mir schwer einen Stil zu beschreiben, da ich so nicht denke. Aber der Gedankenprozess ist für mich oft ähnlich. Ich versuche, die Stimmung in einem Design möglichst direkt auf den Punkt zu bringen. Manche Stimmungen und Gefühle sind komplexer, andere einfacher. So sind es auch die Kleidungsstücke, die ich entwerfe.

Hisu Park über ihre Kollektionen

Welche Themen möchtest du mit deinen Kollektionen vermitteln?

Ein Thema, das mir am Herzen liegt und sich immer wieder in meinen Kollektionen findet, kommt aus meiner eigenen Erfahrung des Erwachsenwerdens. Ich bin keine sehr große und starke Frau. Eine zierliche Erscheinung zu haben, führt oft dazu, dass man nicht ernst genommen wird. Ich habe außerdem aufgrund meiner koreanischen Herkunft prinzipiell ein sehr höfliches Auf-treten. Das wird oft von anderen als Schwäche interpretiert. Deswegen wollte ich immer schon Mode tragen, die mich stärker erscheinen lässt. Dieses Gefühl, sich stark und selbstbewusst zu fühlen, will ich auch jenen geben, die meine Kleidung tragen.

Welche Materialien und Techniken verwendest du am liebsten in deinen Kollektionen?

Ich arbeite viel mit Deadstock, also Reststoffen. Die Stoffe unterscheiden sich von jeder Kollektion zur anderen und ich stelle sie so zusammen, dass sie für mich ein stimmiges Bild ergeben. Außerdem arbeite ich viel mit Stoffmanipulation, Mustern und wiederkehrenden Motiven, die in unterschiedlicher Form in den Kollektionen auftauchen.

Spring/Summer Kollektion 2025, Foto: Tim Cavadin

Wie wichtig sind Trends für dein Schaffen? Spielen sie eine Rolle?

Ich verfolge zwar was gerade im Trend ist, aber es hat keinen großen Einfluss auf meinen Design-prozess. Meistens enthalten meine Kollektionen vollkommen andere Farben und Schnitte als die-jenigen, die theoretisch gerade angesagt wären.

Du setzt besonderes Augenmerk auf die Inszenierung deiner Mode. Entsteht schon anfangs dieses Bild im Kopf oder erst viel später?

Ich weiß schon beim Entstehen der Kollektion sehr genau, wie die visuelle Umsetzung aussehen könnte. Das kommt wahrscheinlich daher, dass jede Kollektion für mich eine Stimmung aufgreift. Dadurch fällt es mir leichter, visuelle Entscheidungen zu treffen und den roten Faden umzusetzen.

„Dieses Gefühl, sich stark und selbstbewusst zu fühlen, will ich auch den Menschen geben, die meine Kleidung tragen.“

hisu park, modedesignerin

Welche Herausforderungen hast du bisher in deiner Karrier gehabt und wie hast du sie gemeistert?

Für mich ist jede neue Kollektion eine Herausforderung. Auch wegen meiner Erwartungen an mich selbst, da ich sehr kritisch mir selbst gegenüber bin. Es braucht viel Arbeit und Zeit. Dazu kommen natürlich noch viele externe Faktoren. Ich hätte mir anfangs nie gedacht, wie kompliziert es ist, ein Modelabel zu gründen und zu betreiben. Beginnend bei den Herausfor-derungen der Selbstständigkeit, wie den richtigen Steuerberater zu finden und Buchhaltung zu machen, über den Umgang mit Mitarbeiter:innen, bis hin zu Social Media und Vermarktung. Ich bin eine introvertierte Person und solange ich in meiner Werkstatt designen kann, habe ich viel Freude an dem Prozess. Aber hinauszugehen und fremde Menschen zu treffen, mich vorzustellen und über mich zu erzählen, ist herausfordernd. Das lerne ich gerade Schritt für Schritt.

Hisu Park
Spring/Summer Kollektion 2025, Foto: Tim Cavadin

Wie kann man sich als junge:r Designer:in in der Modewelt einen eigenen Namen machen? Worauf setzt du?

Das beginnt natürlich bei den Kleidungsstücken. Wenn die nicht stark sind, bringen die besten Fotos und die beste Vermarktung nichts. Wenn ich mich in einem Bereich nicht auskenne, hole ich mir Hilfe. Für die aktuelle Kollektion SS25 It’s Me arbeite ich zum Beispiel erstmals mit einer PR-Agentur in London zusammen – ein großer Schritt für mich.

Kollaborationen zwischen Modebrands bzw. großen Marken sind in den letzten Jahren zur Normalität geworden. Gibt es jemanden mit dem du für deine eigene Marke zusammenarbeiten wollen würdest?

Wenn ich träumen darf, dann Comme des Garçons und Thom Browne. Ich liebe die Ästhetik, die Patterns und die Stimmung, die diese Labels mit ihrer Kleidung vermitteln. Ihre Arbeiten haben mich immer schon zutiefst beeindruckt.

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