Fast Furniture: So vermöbeln wir die Umwelt

Zwischen „Skandi Chic“ der Millenials und „The New Maximalism“ der Gen Z, bahnt sich jeden Monat ein neuer Umwelt-Alptraum per Instagram-Trend an.

Während die Modeindustrie als einer der größten Verschmutzer der Welt bereits seit einiger Zeit Fett abbekommt (und das zu recht), wir die Möbelindustrie (noch) außen vor gelassen. Dabei sind die Zahlen alarmierend. Besonders der Möbel-Boom während der Pandemie, könnte ein bitteres Nachspiel haben und später Mülldeponien „verstopfen“, berichtete die New York Times.

Der Begriff „Fast Furniture“ bezieht sich auf preisgünstige Wegwerfmöbel, die so konzipiert sind, dass sie häufig ausgetauscht werden müssen. Möbel werden dafür aus minderwertigen Materialien hergestellt, die nicht leicht zu recyceln sind.

Hierzu ein paar Fakten:

  • Die Möbelindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt und erzeugt jedes Jahr rund 9,8 Millionen Tonnen Möbelabfälle.
  • In den Vereinigten Staaten landen über 12 Millionen Tonnen Möbel jährlich auf Mülldeponien, was etwa 6 % des gesamten Deponieabfalls ausmacht.
  • Die Produktion von schnell hergestellten Möbeln ist in den letzten 20 Jahren um 500 % gestiegen, wobei jedes Jahr weltweit Möbel im Wert von schätzungsweise 50 Milliarden Dollar verkauft werden.

Solange die „aesthetic“ für Instagram spielt, ist alles gut …

Viele Billigmöbel werden aus Spanplatten oder mitteldichten Faserplatten (MDF) hergestellt, die nicht leicht zu recyceln sind. Die Bindemittel, welche die Späne verdichten, enthalten oft giftige Chemikalien, die beim Verbrennen (Müllentsorgung) freigesetzt werden.

Die meisten Home-Accessoires können allerdings gar nicht recycelt werden und sind von Sperr- bis Sondermüll einzuordnen. Vor allem dann, wenn die einzelnen Materialien nicht mehr voneinander gelöst werden können und fix miteinander verbunden sind.

Besorgniserregend sind auch viele LEDs, die fest verbaut sind und nicht ausgetauscht werden können. Sind sie kaputt, muss die gesamte Lampe entsorgt werden. So als würde man einen Drucker wegwerfen müssen, weil die Tintenpatrone leer ist. Dass die europäische Union diesem neuen Produkttyp keinen Riegel vorschiebt, ist selbstzeichnend.

Die Industrie berechnet für die Lebensdauer von einem Billigmöbel etwa zwei bis fünf Jahre. Für viele aber kein Problem, denn bis dahin hat sich sowieso schon der neueste Trend durchgesetzt. Hauptsache die neue Wohnung sieht wieder trendy am Insta-Feed aus. Die Umwelt hat das Nachsehen.

Auch Lieferungen und Entsorgungen tragen zur Umweltverschmutzung bei, da für den Transport nach Übersee viel Energie verbraucht wird – Stichwort: Container-Schiffe und Schweröl.

„People have started to treat furniture like fashion, where we can change our decisions very quickly, moving around and buying things.“

HARRY NURIEV, FURNITURE DESIGNER (on CNN)

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Von Arbeiter:innen-Rechten in Produktionsländern wollen wir erst gar nicht anfangen …

Neben den Umweltproblemen wirft die Produktion von Schnellmöbeln auch ethische Fragen auf, da sie oft auf ausbeuterischen Arbeitspraktiken beruht und zu schlechten Arbeitsbedingungen für die Fabrikarbeiter:innen führt.

Bis zu 80 % des Holzschlags in Sibirien erfolgt illegal, was zur Zerstörung großer Waldgebiete führt und bis jetzt nicht gestoppt wurde.

Der Schmäh des „sauberen“ Vollholzes

Die sibirische Region Russlands beherbergt einige der größten Wälder der Welt. Seit Jahren sind diese vom Raubabbau für die Herstellung von Billigmöbeln bedroht.

So wird die russische Holzindustrie, die einen Großteil des für die Möbelproduktion verwendeten Holzes liefert, beschuldigt, in Sibirien keine nachhaltige Abholzungspraktiken anzuwenden. Im Gegenteil. Bis zu 80 % des Holzschlags in Sibirien erfolgt illegal, was zur Zerstörung großer Waldgebiete führt und bis jetzt nicht gestoppt wurde.

Aber nicht nur in Sibirien, auch in der Ukraine und Rumänien wird Raubbau an Wäldern betrieben.

Eine Praxis, die für Jahrtausende, die Landschaften prägen wird. Welche Auswirkungen Abholzungen auf Biosphären haben kann, sieht man den kykladischen Inseln Griechenlands an. Dort holzten vor 2000 Jahren die Römer Wälder für ihre Kriegsschiffe ab – und schlugen sie für immer kahl. Ebenso erging es Zypressenwälder des Libanons, die sich bis heute nicht mehr erholt haben.

Neben den Auswirkungen der Abholzung sind auch die sozialen Folgen für die lokalen Gemeinden bedenklich. Viele der in der Region Sibiriens lebenden Menschen sind für ihren Lebensunterhalt auf die Wälder angewiesen. Die Zerstörung führt zur Vertreibung indigener Gemeinschaften und – wie man es am historischen Beispiel erahnt – zum Verlust der Artenvielfalt.

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Waren vor wenigen Jahren noch Koffer beliebt und wurden auf Flohmärkten eifrig gehamstert,
sind sie heute aus den Interior-zines wieder verschwunden.

Vintage IKEA is a thing!

Dass Marken ordentlich die Qualitätsschraube lockern, hat in den letzten Jahren einen Boom auf ihre alten Produkte ausgelöst. So sind Vintage IKEA Stück gerade gefragt wie nie.

Natürlich gibt es zum Fast Furniture, genauso wie zum Fast Fashion Trend, Lösungsansätze. Diese lesen sich gebetsmühlenartig stets gleich: Secondhand kaufen, reparieren, upcyclen und schlußendlich „weniger statt mehr“ oder „besser statt mehr“.

Kennen wir doch schon alles. Nur müsste man sich auch mal daran halten.

Quellen
- CNN
- New York Times
- SRF

Fotos: Unsplash

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