50 Shades Of Black: Black Asteroid bewegt sich zwischen Techno, Pop und High-Fashion

Zu Beginn seiner Künstlerkarriere war Bryan Black als Techniker im Studio von Funk-Soul-Legende Prince angestellt. Mittlerweile versetzt der amerikanische Musiker, Producer und DJ mit seinem Electro-Projekt Black Asteroid nicht nur die Floors der angesagtesten Clubs, sondern auch die Runways internationaler Designer – wie Rick Owens oder Raf Simons – in Ekstase.

Sein Ziel ist es, die Energie des Techno mit der Unberechenbarkeit des Rock und der Eingängigkeit der Popmusik zu verbinden. Eine Vision, die Bryan Black alias Black Asteroid in einem düster-atmosphärischen Hybrid-Style irgendwo zwischen Club, Darkroom und Catwalk kanalisiert.

Ein Mix aus maschinellen Beats, pumpenden Bässen und schwebenden Melodien, mit dem der in New York City beheimatete Soundcreator nach amerikanischen mittlerweile auch auf europäischen Tanzflächen vom renommierten Fabric London bis zum berüchtigten Berliner Berghain für Dance-Vibes am Rande des Ausnahmezustands sorgt.

Und auch Couture-Exzentriker wie Rick Owens und Raf Simons haben Blacks Tracks als musikalische Untermalung ihrer Fashion-Shows entdeckt. Auf seinem neuen Album „Infinite Darkness“ wird Black Asteroid von Owens‘ Muse und Mode-Icon Michèle Lamy, dem niederländischen Electro-Producer Speedy J, der in Paris lebenden Musikerin und Produzentin Louisahhh, dem Gothic Rock-Kultsänger Ian Astbury und anderen illustren Special-Guests unterstützt.

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Das neue Album von Black Asteroid: „Infinite Darkness“

Black Asteroid über sein neues Album „Infinite Darkness“

Was steckt hinter dem mysteriösen Projektnamen Black Asteroid?
Bryan Black: Der Name spiegelt meine Faszination für das All und die unendliche Dunkelheit
wider, die dort herrscht. Eine bodenlose Schwärze, die kein Mensch jemals komplett erkunden wird. Mich reizt die Vorstellung, dass es dort bewohnte Planeten gibt, die der Erde vielleicht gar nicht mal so fremd sind. Außerdem repräsentieren Asteroiden für mich eine Art von Freiheit, die ich versuche, auch in meiner Musik umzusetzen. Ich möchte die Grenzen des Techno so weit wie möglich verschieben und mit Elementen aus anderen Genres wie Rock oder Pop kombinieren, um so eine völlig neue Stilrichtung zu kreieren.

Ein Style, mit dem Sie eine gewisse dunkle Euphorie transportieren. Sie lieben Widersprüche!
Auf jeden Fall. Wobei ich die Dunkelheit auch ein wenig romantisiere. Für mich liegt nichts
Bedrohliches oder Furchteinflößendes darin. Im Gegenteil; ich fühle mich in diesem imaginären schwarzen Loch sehr wohl und benutze es als kreatives Ausdrucksmittel einer anderen, dem Licht abgewandten Seite in mir. Für mich bedeutet die Beschäftigung damit eine gewisse Katharsis, durch die ich meinen Schmerz in Energie verwandle. Alle Tracks werden aus einer gewissen Dunkelheit heraus geboren und entwickeln sich zu etwas sehr Hoffnungsvollem, Positiven.

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Foto: PR, bereitgestellt

Ich möchte von diesem Stereotyp des sterilen, sich immer wiederholenden Techno befreien und Musik machen, die sexy statt distanziert ist.

– bryan black

Wo finden Sie Inspirationen?
Bryan Black: Ich war schon immer von Science-Fiction-Streifen wie „Interstellar“ oder „Dune“ fasziniert. Einen besonderen Einfluss hatten auch das Original von „Blade Runner“ und der erste Teil aus der „Aliens“-Reihe, der für mich visuell und ästhetisch einfach perfekt ist. Wenn ich komponiere, habe ich immer Bilder im Kopf. Und auch andersherum: Wenn ich mir ein interessantes Gemälde oder Foto anschaue, stelle ich mir vor, wie man diese Ästhetik wohl in Musik übersetzen könnte. Für mich gehören Klang und Bild untrennbar zusammen.

In Ihren Soundbildern bewegen Sie sich zwischen einer elektronischen Unterkühltheit, die mit Motiven aus der Fetisch-Szene spielt – ein weiterer Kontrast …
Bryan Black: Ich möchte von diesem Stereotyp des sterilen, sich immer wiederholenden Techno befreien und Musik machen, die sexy statt distanziert ist. Deswegen nutze ich organische Samples und menschliche Stimmen. Diese Gegensätze ziehen sich durch mein ganzes Leben. In meiner Wohnung gibt es viele Metallgegenstände. Außerdem mag ich den Architekturstil des Brutalismus: Gigantische, schmucklose Betonblöcke und Industriedesign. Gleichzeitig liebe ich es, mich mit Blumen zu umgeben. Mich reizt die Verbindung aus etwas Hartem, Kaltem und etwas Zerbrechlichem, Lebendigem.

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Foto: Matthew Reeves

Eine zerrissene Schönheit, die sich auch in neuen Tracks wie „Polyfusion“, „Meth Rain“ oder „The Void Of Nothingness“ wiederfindet.
Bryan Black: In meinen Augen ist diese gebrochene Ästhetik sehr menschlich. Niemand ist nur schön oder nur hässlich. Wir alle vereinen verschiedene Seiten und Widersprüche. Mein Ziel ist es, unter die Oberfläche zu blicken, die Reibung zu suchen, Ecken und Kanten herauszuarbeiten.

Ähnliche kreative Ansätze verfolgen auch High-Fashion-Designer wie Rick Owens, der Ihre Stücke als Runway-Soundtrack benutzt hat. Im Gegenzug ist seine Partnerin und Muse Michèle Lamy auf Ihrem neuen Album zu hören.
Bryan Black: Für mich ist das alles artverwandt. Die Brutalismus-Architektur, der schwarze Minimalismus von Modeschöpfern wie Rick Owens und meine Musik. Nachdem er einen meiner Tracks für die Präsentation seiner Kollektion verwendet hat, lud er mich zu sich und Michèle nach Paris ein. Seitdem sind wir gute Freunde. Ich bewundere diese kindliche Art, auf die sich beide total mit ihrer Kunst verwirklichen. Ob es um Mode geht, um Möbel, um Schmuck oder Accessoires. Wenn sie eine Idee haben, setzen sie sie einfach selbst um. Diese kreative Konsequenz finde ich extrem inspirierend.

Für mich ist das alles artverwandt. Die Brutalismus-Architektur, der schwarze Minimalismus von Modeschöpfern wie Rick Owens und meine Musik.

– bryan black

Was ist die Entstehungsgeschichte hinter dem Track „Machine“, auf dem Michèle Lamy einen kurzen Spoken-Word-Part hat?
Bryan Black: Wir waren gemeinsam auf der Biennale in Venedig. Dort ankerte eine Jacht, auf der sich auch ein Studio befand. Eines nachmittags haben wir ein wenig herum experimentiert. Ich nahm Michèle auf, während sie ein wenig Poetry zitierte und die Geschichte erzählte, wie sie Rick damals zum ersten Mal traf. Diese Samples habe ich später mit technoiden Beats und atmosphärischen Sounds gemischt. Unsere Zusammenarbeit lebt von der Spontanität und ergibt sich meistens ungeplant. Ich glaube, uns verbindet eine gegenseitige Faszination und Bewunderung für den jeweils künstlerischen Ausdruck des Anderen. Sowohl Rick als auch Michèle interessieren sich sehr für die Musik; mich reizt ihre besondere sachliche Ästhetik. Eine Ästhetik, die sich komplett von Ihrem ersten Arbeitgeber unterscheidet.

Black Asteroid
Ian Astbury kollaborierte mit Black Asteroid für den Track „Dirge Out“, Foto: PR, bereitgestellt
Track-Teaser zu „Dirge Out“

Sie haben Ihre musikalische Karriere als Techniker im berühmten Paisley Park Studio von Prince begonnen. Wie kam es dazu?
Bryan Black: Die Arbeit dort war mein erster fester Job in der Musikindustrie. Ich bin in seiner Heimatstadt Minneapolis aufgewachsen, wo Prince auch gelebt und seine Alben aufgenommen hat. An den Wochenenden lud er oft Bands und Künstler:innen ein, dort zu performen. Nachdem ich mit meiner ersten Band Haloblack gespielt hatte, bot er mir eine Stelle als sein persönlicher Keyboard-Techniker an. Er hat nur für die Musik gelebt, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Ich hatte einen Pager, mit dem er mich immer benachrichtigte, wenn ich gebraucht wurde. Mein Tag fing um 10 Uhr morgens an und endete gegen 5 Uhr früh. Eine sehr anstrengende, aber dafür um so aufregendere Zeit.

Klingt als wäre Schlaf überbewertet gewesen …
Bryan Black: Total überbewertet (lacht). Allerdings bin ich von Natur aus ein Nachtmensch. Nachts bin ich am kreativsten. Die Nacht hat eine gewisse Magie. Außerdem hat man in dieser Zeit besonderen Zugang zu gewissen Hirnarealen und seinem Unterbewusstsein. Man ist nicht so abgelenkt von den Geschehnissen des Tages, sondern kann sich ganz auf seine Gedanken und Ideen konzentrieren. Meine DJ-Sets beginnen sowieso nicht vor 4 Uhr morgens. Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich es liebe in Clubs wie dem Berliner Berghain aufzulegen. Ich habe es Freitagabend betreten und bin erst Montagmittag wieder rausgestolpert. Man verliert dort jedes Zeitgefühl. Plötzlich sind drei Tage vergangen, einfach so. Zeit ist etwas, was im Berghain nicht existiert. Dieses Gefühl möchte ich auch mit meiner Musik transportieren.

Black Asteroids neues Album „Infinite Darkness“ erscheint am 3. Mai 2024 via Artoffacts Records.
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