Interview mit Berit Gilma: Durch die gläserne Decke

Creative Director Berit Gilma brach 2019 nach Los Angeles zum Studium auf, wurde 2023 für einen Grammy nominiert und widmet sich heuer ihrem neuen Bandprojekt. EntreNous bat das kreative Multitalent zum Interview.

Du bist jetzt schon seit Jahren in den USA, hast dort studiert. Was ist das Faszinierende an der Musikszene in Kalifornien für dich?

Berit Gilma: „2019 bin ich mit einem Fulbright Stipendium nach Los Angeles gezogen, um meinen Master an der UCLA zu absolvieren. Zuvor bewegte ich mich zwischen den Kunst-, Musik- und politischen Szenen in Berlin, wo ich lange Zeit gelebt habe, und Graz, meiner Heimatstadt. L.A. fasziniert mich, weil dort alles gleichzeitig existieren kann – von der Post-Punk-Community über Glamrock bis zur avantgardistischen Elektro-Musik. Diese musikalische Diversität spiegelt meinen Musikgeschmack wider. Es ist einfach ein Musikszene-Hotspot.“

Ich habe keine Blaupause für meine Karriere, aber diese einzigartige Erfahrung hat mein Leben und meinen Weg beeinflusst – vor allem habe ich viel daraus gelernt.“

Berit Gilma

War es anfangs schwierig, in L.A. Jobs zu ergattern?

Berit Gilma: „Ja, auf jeden Fall. Obwohl ich das gar nicht geplant hatte, bin ich in Hollywood quer eingestiegen. Drei Jahre später war ich dann für einen Grammy nominiert.“

Apropos! Du warst 2023 in der Kategorie „Best Boxed or Special Limited Edition Package” für Danny Elfmans Album „Big Mess” nominiert. Hat dies deine Karriere verändert?

Berit Gilma: „Ich habe keine Blaupause für meine Karriere, aber diese einzigartige Erfahrung hat mein Leben und meinen Weg beeinflusst – vor allem habe ich viel daraus gelernt.“

Die Musikbranche gilt als sehr tough. Ist eine „dicke Haut” als Frau eine Voraussetzung für das Business?

Berit Gilma: „In gewisser Weise schon. Als Frau ist es definitiv schwerer, das habe ich oft zu spüren bekommen. Nicht zuletzt hat in meiner Grammy-Kategorie, die seit 1994 existiert, erst ein einziges Mal eine einzelne Art Directorin gewonnen. Ich wäre die zweite jemals gewesen und die erste Österreicherin. Es ist fast unmöglich als Frau alleine so weit zu kommen. Ich versuche mir diesbezüglich auch Gehör zu verschaffen, weil ich es sehr schade finde, dass so wenige Frauen mit ihrer Arbeit keine Chance bekommen und dadurch auch nicht gesehen werden.“

Berit Gilma über ihr viral gegangenes Grammy-Outfit

Dein Red-Carpet-Outfit war vom berühmten „5th Element”-Outfit und David Bowie inspiriert. Wie wichtig ist Mode für dich?

Berit Gilma: „Sie ist mir wichtig, denn Mode ist auch ein kreativer künstlerischer Ausdruck. Allerdings sprechen mich die meisten zeitgenössischen Kollektionen nicht an. Ich habe einen starken Geschmack. Gerade, wenn man es am eigenen Körper trägt, muss alles passen. Dafür schätze ich Vintage-Teile von Thierry Mugler, John Galliano und Vivienne Westwood. Aber eigentlich trage ich keine Marken. Am liebsten gehe ich in Secondhand-Stores und suche mir Kleidungsstücke aus! Bei den Grammys habe ich mich wie ein Punk gefühlt – ich habe das Outfit selbst designet, kaum Geld dafür ausgegeben und es trotzdem in die Best Dressed-Listen geschafft. Meinen Style nenne ich halbironisch und halbernst „Alienchic“.

Vor ein paar Wochen hast du das Bandprojekt „Der kleine Tod” mit Christian Fuchs gestartet und die Single „Sand” präsentiert. Wie darf man sich euren kreativen Prozess vorstellen?

Berit Gilma: „Ich kenne Christian schon lange von Fetish 69, Bunny Lake und FM4. Wir schöpfen aus einem ähnlichen kulturellen Œuvre – viele Referenzen stoßen bei uns auf ähnliche Begeisterung. Bis jetzt manifestierte sich mein künstlerischer Ausdruck hauptsächlich in der visuellen Kunst, durch die Zusammenarbeit mit Christian und Produzent Bernd Heinrauch nun auch musikalisch.“

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